Was hat die Corona Pandemie mit einer Fußball WM gemeinsam? In WM Zeiten gibt es in Deutschland gefühlt 80 Millionen Bundestrainer und seit der Corona Krise haben wir gefühlte 80 Millionen Virologen und Zukunftsforscher im Lande. Allein auf LinkedIn tummeln sich zahllose „digitale Kaffeesatzleser“, welche uns genau sagen können, wie wir als Gewinner gestärkt aus der Krise hervorgehen. Man müsse nur ein „Kaffeesatz-Online-Webinar“ für einen schmalen Taler buchen. Ich will mich da nicht einreihen und bleibe meinem Grundsatz treu, nur dann etwas zu vermelden, wenn ich etwas zu vermelden habe.

Dieser Virus kostet nicht nur Menschenleben

er entzaubert auch unsere glamouröse „Glitzer-Konsumgesellschaft“ der unverbindlichen Oberflächlichkeit. Dieser Corona-Virus reißt uns die ewig breit lächelnde Wohlstandsmaske vom Gesicht. Unsere Leben waren auf Kante genäht. Selbst bei Bestverdienern war am Ende des fetten Gehaltes noch etwas Monat übrig. Bei Geringverdienern sowieso. Konsumentenkredite zur freien Verschwendung erfreuten sich durch alle Schichten hinweg großer Beliebtheit. Papas SUV, Mamas Cabrio und der funkelnagelneue A3 für den Prinzen oder die Prinzessin der Familie mit Führerschein ab Siebzehn. Ski-Urlaub in den Alpen, Sommerurlaub am Mittelmeer und die Eigentumswohnung in dem Stadtviertel, wo es besonders angesagt ist, zu wohnen.

Die niedrigen Zinsen waren kein Warnsignal aus der letzten Finanzkrise

Sie waren eine Einladung zum völlig überteuerten Immobilienkauf und hemmungslosen Konsum. Der Mensch lernt aus Fehlern? Wohl kaum! Der Mensch lernt aus der Geschichte? Wie lachhaft! Unsere Autos wurden größer und größer, unsere Urlaube häufiger, länger, teurer. Die Preise für unsere Häuser und Wohnungen wurden immer absurder. Heute für 90 Euro die Wirecard Aktie kaufen und schon vier Wochen später für 140 Euro verkloppen. Satt Gewinn einstreichen für Nichtstun. Geiz ist geil? Kapitalismus ist geiler! Wer will schon noch Klempner werden? Wer sich mit Gas, Wasser, Scheiße professionell auskennt und zum Beispiel eine Hauswasseranlage oder Heizung reparieren kann, gilt ja fast schon als asozial. Brot backen? 4 Uhr in der Früh? Never! Spargel und Gurken ernten? Muss das sein? Das Zeug gibt es doch bei EDEKA & Co nachhaltig verpackt in der Öko-Tüte.

Wir sind Speaker, Coaches, Experten für Digitalisierung und Dies & Das. Unsere Kinder werden schwerreiche Influencer auf Instagram & Co.. Wer noch einen Schraubenschlüssel anfasst, einem kranken Menschen die Mahlzeiten bringt, die Bettpfanne leert, der pflegebedürftigen Rentnerin die Wohnung säubert ist doch an seinem selbst gewählten Schicksal bei Mindestlohn selber schuld. Wir sind reich und schön! Unser Profilbild auf LinkedIn zeigt uns bei einer Keynote vor vollen Rängen. Wir wohnen in bester Lage, wo alle wohnen wollen. Wir sitzen mit unserem MacBook Pro im coolen Working Space und posten Kalendersprüche in die Welt. Wir sind auf der Jagd nach Followern und haben längst vergessen was ein wahrer Freund ist. Wir sind allzeit unverbindlich wertschätzend um in der virtuellen Online Community zu punkten. Wir sind digital scheinheilig ohne es zu bemerken. Wir ahnen nur, dass es um unseren eigenen Vorteil geht. Immer!

Nutella halb leer

Mitten in diese wunderbare Wohlstandsidylle schickt uns der hinterlistige Chinese, oder war es vielleicht doch der Russe (?) einen üblen Virus! Wohlstand auf Kante genäht. So sieht es aus: Da hat man 10.000 Euro hingeblättert, um sich endlich „Top 100 Speaker“ nennen zu dürfen, hat für sämtliche überteuerte Statussymbole gesorgt, wohnt dort wo es ganz besonders teuer ist und schon brechen einem sämtliche Aufträge weg, die man noch gar nicht akquiriert hatte. Das letzte Glas Nutella ist auch schon halbleer und der Tank des durstigen SUV schreit nach einer Füllung. Was nun? Der Staat! Ja, dieses gängelnde, steuergierige, bürokratische Monster muss es nun richten. Was konnte man noch vor ein paar Wochen alles lesen und hören, wie unternehmens- und startup-feindlich dieses Deutschland sei. Nun braucht es am besten einen Rettungsschirm für alle SUV-Fahrer, welche im treuen Glauben an die deutsche Automobilindustrie lediglich Arbeitsplätze sichern wollten und sich deshalb für ein so teures Gefährt entschieden haben. Als Keynote Speaker ist man ohne Personal Trainer, Podcast Redaktion und Social Media Team ein Niemand, aber wer übernimmt nun diese Kosten, da alle Aufträge wegbrechen? Zwei Wochen vor der Krise waren wir alle noch reich und schön, doch was und wer sind wir jetzt?

Demokratie in Seenot

Was ist eigentlich armseliger als unser auf Kante genähter Wohlstand und unser Streben nach mehr und noch mehr Konsum? Unsere auf Kante genähte Demokratie vielleicht? Da kamen 2015 einige von den ärmsten der Ärmsten mit wackligen, primitiven Booten übers große Meer zu uns. Ein paar Bösewichte mögen auch dabei gewesen sein. Und schon kam unser „Demokratie-Luxus-Kreuzfahrtschiff“ in Seenot. Es wurden faule Verträge mit antidemokratischen Despoten geschlossen, um unser demokratisches Kentern zu verhindern. Jahrzehntelang halbherzig übertünchtes Gedankengut aus dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte trat rasant wieder an die Oberfläche, wurde salonfähig und in Landtage und sogar in den Bundestag gewählt. Sorgt nun ein Virus für die Abschaffung bürgerlicher Grundrechte? Unsere Freiheit liegt in diesen Tagen bereits auf der Intensivstation. So war Bargeld bisher ein wichtiger Teil unserer Freiheit. Ist es also ein Zufall, dass es nun zum gefährlichen Virenüberträger abgestempelt und nur noch von besonders verantwortungslosen Zeitgenossen in Umlauf gehalten wird?

Datenschutz wird zur leeren Worthülse. Tracking Apps übernehmen zum Schutz unsere Gesundheit die totale Kontrolle über unser Leben. Schon vor Corona wurde jeder, der nicht blind fortschrittsgläubig jedem digitalen Trend folgte, schnell pauschal zum ewig gestrigen Fortschrittsverweigerer abgestempelt. In Diktaturen macht man das so. Wer nicht brav den allgemeinen Vorgaben bereitwillig folgt und unbequeme Fragen stellt, der wird diskreditiert. Wer 2019 so komplexe Vorgänge wie „Licht einschalten“ oder „Lieblingsradiosender einstellen“ noch selbst erledigte und dafür nicht die Dienste von Alexa und Co. in Anspruch nahm, galt bereits als verdächtig. Das erinnert mich stark an mein Leben vor 1989 in der Diktatur des Proletariats. Wer sich da nicht mit voller Inbrunst und voller Überzeugung am Aufbau des Sozialismus beteiligte, galt bereits als suspekt und potentieller Staatsfeind.

Konsumidiot

Ein Leben als Konsumidiot, der blind analogen oder digitalen Trends und Hypes folgt, kam für mich nie in Frage. Was kann und muss ich also tun, um für mich ganz persönlich einen anderen Weg einzuschlagen und ein kluges lebensWERTEes Leben zu führen? Wie gelingt mir ein erfülltes und glückliches Leben in Unabhängigkeit und maximaler Freiheit? Ein Leben, welches ganz ohne Blendwerk auskommt und auch in Krisen von Bestand ist. Diese Fragen habe ich mir als selbständiger Unternehmer schon vor Jahren immer wieder gestellt und habe einige Zeit gebraucht, um meine Lösungen zu finden. Ich bin Verkaufstrainer und manchmal auch Berater. Seit 30 Jahren bin ich im Vertrieb und im Geschäft. Was mich im Rückblick am meisten ärgert? Zu viele teure Autos und zu viele unnötige Flugtickets.

Doch damit ist schon lange Schluss. Mit meiner BahnCard 100 zweiter Klasse reise ich so bequem und effektiv durchs Land wie noch nie zuvor. Mein Auto ist ein preiswerter und gebraucht erworbener Hyundai i20. Er bringt mich zum nächstgelegenen Bahnhof und wartet dort treu auf mich. Beulen und Schrammen sind ihm und mir egal. Alle meine vermieteten Immobilien habe ich verkauft. Mietfrei wohne ich in meinem eigenen Haus und im Sommer ernährt mich mein Garten. Versorgt mich mit frischem Biogemüse in selbstbestimmter Qualität. Noch vor 10 Jahren fuhr ich einen Cadillac CTS, noch vor 5 Jahren einen völlig überteuerten VW T5 und nun lebe ich seit mehr als drei Jahren ein glückliches, zufriedenes frugales Leben.

Viele Dinge sind mit ganz einfachen Fragen zu regeln.

  • Brauche ich für meinen Einkauf das Auto oder kann ich mich auch mit Mountain Bike und Rucksack auf den Weg machen?
  • Kann ich defekte Dinge reparieren?
  • Lohnt sich der Neukauf oder tut es auch etwas Gebrauchtes?
  • Die wichtigste Frage lautet: Brauche ich das wirklich?
  • Eine Nacht darüber schlafen bringt erstaunlich oft die Erkenntnis: NEIN!

Kosten runter! Rücklagen hoch! Ausgaben senken und Sparquote steigern.

Beim Sparen und Geld anlegen zählte ich manchmal zu den Gewinnern und manchmal zu den Verlierern. Ich musste feststellen, dass vermietete Mehrfamilienhäuser als Altersvorsorge eher dazu führen, dass man schneller altert. Es ist in Deutschland keine Freude ein anständiger Vermieter zu sein. Die konsequente Umgestaltung meines Lebensstils verschafft mir heute die Freiheit den Frühling 2020 in Gesundheit, bei bester Laune und in Gelassenheit zu genießen. Ich habe die Kraft und die Freiheit anderen zu helfen, ohne etwas dafür zu verlangen oder zu erwarten.

Wer rechnen kann ist klar im Vorteil

Gute Freunde und Geschäftspartner fragen mich manchmal, warum ich mir bei meinen vielen Reisen die zweite Klasse der Bahn antue. Das ist recht einfach erklärt. Das Reisen zweiter Klasse bietet hautnah Einblick in die hellen und dunklen Seiten unserer Gesellschaft. Frugal betrachtet mache ich das so: Übers Geschäftsjahr spare ich den notwendigen Betrag für eine BahnCard 100 erster Klasse zusammen. Das wären aktuell 6685 Euro. Ich könnte mir also die erste Klasse leisten. Das mache ich aber nicht und kaufe für aktuell 3952 Euro wieder eine BahnCard 100 für die zweite Klasse. Die gesparten 2733 Euro investiere ich zum Beispiel in Aktien oder Fonds. Vor zwei Jahren habe ich für die Differenz Urlaub gemacht. Gute Dividenden oder schöne Urlaubserlebnisse entschädigen ausreichend für die „Entbehrungen“ in der zweiten Klasse.

Ganz besonders interessant und hilfreich empfand ich immer die „752 – Regel“. Das ist eine praktische Faustformel, um im Alltag versteckte Vermögen aufzuspüren. Dabei multipliziert man eine wöchentlich wiederkehrende Ausgabe mit 752 und erhält somit den Vermögenswert, welchen man bei einer Rendite von 7 % nach 10 Jahren erreicht hat. Vorausgesetzt man spart sich diese Ausgabe und wandelt sie in Vermögen. Ein einfaches Beispiel zeigt welches Potenzial in dieser Idee steckt. Von Montag bis Freitag beobachte ich überall in Deutschland das gleiche Szenario: Gehetzte Menschen schnappen sich beim Bäcker ein belegtes Brötchen für zum Beispiel 2,90 Euro und dazu einen Cappuccino im genussfeindlichen und umweltschädlichen Pappbecher für 3,00 Euro. Von einem guten Frühstück kann kaum die Rede sein, aber 5,90 Euro gingen schon am frühen Morgen über die Wupper. Das entspricht also einer wöchentlichen Ausgabe von 29,50 Euro. Das hätten in 10 Jahren bei 7 % Rendite durchaus 22.184 Euro auf dem eigenen Depotkonto sein können.

Auch hier findet sich eine Parallele zur aktuellen Corona Krise. Die größte Gefahr besteht in der exponentiellen Ausbreitung. Das exponentielle Wachstum übersteigt die Vorstellungskraft der meisten Menschen. Das ist beim Zins und Zinseszinseffekt ebenso. Meine Großeltern wurden 1904 geboren und wuchsen mit einer uralten Weisheit auf:

Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not!

Diese Erkenntnis passte jedoch überhaupt nicht in unsere wegwerfende, oberflächliche Konsumgesellschaft und kam uns abhanden. In Wirtschaft, Politik und Privatleben. Ob uns der Corona-Virus mit einem blauen Auge davonkommen lässt, werden wir erst in einigen Monaten grob erahnen können. Unternehmen und Privatpersonen empfehle ich dringend sich auf diese Weisheit unserer Groß- und Urgroßeltern zurückzubesinnen.

Für Banken, Sparkassen und andere Finanzdienstleister wird es nach der Krise darauf ankommen, dieses Urwissen mit den aktuellen Erfahrungen der Menschen zu verknüpfen und kluge Krisen-Vorsorgepläne zu schmieden und in die Tat umzusetzen.