In diesen Tagen stehe ich mit vielen meiner Geschäftspartner / innen im engen telefonischen Kontakt und im Austausch zu aktuellen Entwicklungen.

Zunächst die gute Nachricht:  Die regionale Tageszeitung erlebt in diesen Tagen eine Renaissance!

Die digitale Variante befindet sich im Hype, aber die klassische gedruckte Zeitung steht ebenfalls hoch im Kurs und bietet einen besonderen Extravorteil für die Zeit nach der Krise. Dazu später mehr. Hier meine unternehmerische Einschätzung per 25.03.2020 betrachtet durch meine “Vertriebsbrille”:

1. Wir stehen erst ganz am Anfang dieser Krise.

Bisher war alles noch eine Art Abenteuerurlaub. Kaum jemand musste bis jetzt an die eisernen Reserven. Im Juli 2014 zogen die Soldaten in den Krieg und alle dachten, dass sie Weihnachten wieder bei ihren Familien sein würden. Es kam anders. Das man sich heute in Deutschland gesamtgesellschaftlich auf die Schultern klopft, wie toll wir nun plötzlich alle zusammenhalten, verfolge ich mit gesunder Skepsis. In 6,7,8 Wochen werden wir wissen, wie es um unseren Zusammenhalt wirklich bestellt ist.

2. Thema Zeitung und Abo

In den zurückliegenden Jahren war im Abo-Verkauf eine gefühlte Wahrheit unser allergrößtes Problem: „Ich habe keine Zeit zum Zeitungslesen!“. Das ist momentan komplett anders! Die Menschen haben mehr Zeit, als ihnen lieb ist und sie sind es nicht gewohnt. Nach 3 Tagen Hardcore-Netflix-Session wird auch das langweilig. Nach so kurzer Zeit macht schon der Begriff des Lagerkollers die Runde. Ein Zaitungsabo kann also auch Ehen retten. 3. Die telefonische Erreichbarkeit ist in Privathaushalten so hoch wie lange nicht!

4. Es ist traurig, was in Italien geschieht, aber diese Not ist fern.

Allerdings werden nach und nach die Einschläge auch bei uns allen näher kommen und sich häufen. Das ist die Stunde der regionalen Tageszeitungen, denn regionale Nachrichten sind jetzt besonders relevant.

5. Viele Menschen leben durch ihren naiven Gebrauch von Facebook & Co in gefährlichen Filterblasen.

Dort jagt ein Gerücht das nächste. Eine Fake News wird von der nächsten, noch schlimmeren Lüge abgelöst. Das ist die Stunde von Journalisten, die diese Bezeichnung verdienen und nicht nur für Google-Rankings ihre Artikel schreiben.

6. Gier fristt Hirn. Nicht nur an der Börse.

Vorm Hintergrund einbrechender Erlöse im Anzeigengeschäft ist natürlich jedes zusätzliche bezahlte Vollabo von besonderem Wert. Wie aber unter Punkt 1 beschrieben, sollten wir berücksichtigen, dass sich die Situation sicher noch zuspitzen wird. Neue Abos mit einer Lebensdauer von 4 Wochen helfen niemandem. Das sollte bei der Gestaltung von aktuellen Abo-Angeboten berücksichtigt werden.

7. Abo-Angebote

Mein Favorit ist folgende Variante: Testleser dürfen 8 Wochen (hoffentlich ist bis dahin Licht am Ende des Tunnels zu sehen) kostenlos die Zeitung lesen. E-Paper oder Print. Danach verlängert es sich in ein 12 Monatsabo oder noch besser in ein Open-End-Abo. Motto “Geben und nehmen. Leben und leben lassen.“ Kurz vor Ablauf der kostenfreien Zeit werden die Testleser angeschrieben oder angerufen und um ihre Bewertung der Zeitung und der aktuellen Berichterstattung gebeten. Hier besteht die Option auszusteigen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, die Krise mit einer Abo-Falle auszunutzen.

8. Zusammenarbeit mit dem Anzeigenbereich

Es müsste es möglich sein Selbständigen, Restaurantbetreibern, Friseuren usw. besondere Angebote zu unterbreiten. Motto: „In guten wie in schlechten Zeiten! Wir stehen zusammen.“ Wem momentan die Einkünfte wegbrechen, muss sich trotzdem regional informieren können. Das Anzeigengeschäft werden wir momentan nicht retten können. Dafür aber die Beziehungen zu unseren Anzeigenkunden.

9. Nutzen Sie alle verfügbaren Adressen.

Kündiger der letzten fünf Jahre. Kontakte zu Menschen aus der Babyboomer Generation sind besonders wertvoll, denn die sind auf Zeitunglesen konditioniert und haben jetzt Zeit. Nutzen Sie alte Proben die nicht gewandelt werden konnten. Egal wie alt. Die DSGVO interessiert momentan auch niemanden. (Siehe Herr Spahn). Wo E-Mail Adressen vorhanden sind, nutzen Sie diesen Kanal. Wo Telefonnummern vorhanden sind rufen Sie an. Wo nur die Postanschrift vorliegt, schreiben Sie einen kurzen Brief mit Response-Karte und Verweis auf eine Hotline. Drei Botschaften sollten auf allen Kanälen transportiert werden: A, regionale Nachrichten zählen jetzt ganz besonders B, Zuverlässigkeit statt Fake News und Gerüchte C, die verfügbare Zeit klug nutzen und sich relevant und seriös informieren

10. Rekrutierung

Ein Thema, was mir ganz besonders am Herzen liegt! Um Abos und Anzeigen zu verkaufen, braucht es künftig Top-VerkäuferInnen. Machen Sie den Menschen Ihrer Region Hoffnung indem Sie jetzt Stellenangebote für die Zeit nach der Krise schalten. Viele Menschen haben Existenzangst. Zeigen Sie, dass es ein Leben und auch Jobs nach der Krisen geben wird. Ich kann verstehen, dass Verlage jetzt auch genau rechnen müssen, aber sie haben auch die Pflicht positive Signale zu senden. Was passt da besser als eine Botschaft wie zum Beispiel „Sobald das Virus besiegt ist, starten wir mit Ihnen gemeinsam und mit ganzer Krtaft durch!“

11. Zusteller gewinnen

Es wird schon bald Menschen geben, die irgendwie Geld verdienen müssen, um über die Runden zu kommen. Auch Kurzarbeiter dürfen etwas dazu verdienen. Wer für sein Haus oder seine Wohnung Kreditraten zahlen muss, wird sich ganz sicher nach Möglichkeiten eines Zusatzverdienstes umschauen. Lange Rede kurzer Sinn: Der Job als Zusteller kann für manche Menschen die Rettung sein. Morgens bei frischer Luft Bewegung zu haben stärkt das Immunsystem und Briefkästen sind nicht antseckend. Die Karten werden in diesen Tagen neu gemischt. Politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich und finanziell wird sich vieles ändern. Ich glaube fest daran, dass lesen die Dummheit gefährdet. Das sind aus meiner Sicht per 25.3.2020 die wichtigsten Punkte zum Thema “Chancen und Risiken im Abosgeschäft in der Corona Krise.”. Ich hoffe, dass Sie die Zeit finden meine Empfehlungen und Gedanken zu lesen. Über eine kurze Rückmeldung dazu würde ich mich sehr freuen. Was halten Sie davon? In einem Telefonat wurde ich heute gefragt, was ich für meine Beratungsleistungen am Telefon berechne. Natürlich nichts. Jetzt zählt nur, dass wir gemeinsam die aktuelle Prüfung bestehen.

Bei Fragen oder zu Abstimmungen können wir gern telefonieren. Sie erreichen mich mobil: 0151 5258 3400

Herzliche Grüße aus dem Erzgebirge Ihr Jörg Heinicke